Selbstakzeptanz
ES GAB EINE ZEIT VOR UND DIE NACH DER AKZEPTANZ IHRER LANGZEITERKRANKUNG
Unsere junge Nutzerin haderte sehr mit der Tiefe und Dauer der insbesondere psychischen Beeinträchtigung. Unbehagen und Ungeduld hielten sie in Depressionen fest. Zwischen vor und nach liegt nun ein Jahr im und mit dem Haus für Gesundheit und Arbeit, unterbrochen durch eine Rehabilitationsmaßnahme.
Von einer Freundin aus der Tagesklinik erhielt sie den Tipp mit dem HGuA Kontakt aufzunehmen. Eine Zeit lang zauderte sie, weil sie eigentlich zu erschöpft und desillusioniert sowie zudem orientierungslos war. Ihre professionellen IT-Skills trugen sie sozusagen geschmeidig über die bürokratischen Anmeldehürden; und ebenso konnte sie alle Online-Angebote einzeln oder in Gruppe wahrnehmen. – Andererseits hat sie großes Verständnis für diejenigen, die hier Angst, Sorge und Hemmung umtreibt.
Einstieg
Da unsere Nutzerin Struktur mag, sie aber nicht immer hinbekommt, mochte sie vom Eingangsgespräch an das klare und stringente Vorgehen der koordinierenden Coachin. Selbst noch im holprigen weil etwas vorzeitigen Abschlussgespräch setzten sich Klarheit und Gründlichkeit durch.
Von Beginn an wurde ihre Ungeduld gezügelt und die freiwerdende in aktive Energie umgeleitet. Teile der Unzufriedenheit mit dem eigenen Krankheitsbild wurden irrelevant, weil der Coaching-Schwerpunkt nicht Erwerbsfähigkeit und Joballtag war, sondern die biopsychosoziale Gesundheit. Was abgehoben klingen mag, spiegelte sich real in der Suche nach den eigenen Wünschen und deren Umsetzung wider.
Koordinierendes Coaching
Während der ersten Wochen erschloss sich für die Nutzerin der rote Faden des Gesundheits- und Arbeitscoachings. Für Folgeschritte wurden unterschiedliche Expertisen aus dem HGuA zu Rate gezogen: Mit Arbeitsagentur, Rentenversicherung, Sozialberatung führte sie die Gespräche persönlich, von der Kollegin des Integrationsamtes holte die Coachin nötige Infos ein.
Terminliche oder bürokratische Hürden waren für die Nutzerin nur begleitend spürbar. Auf dem Weg in eine medizinische Rehabilitationsmaßnahme assistierte eine Peerbegleiterin, die nach der Wiederaufnahme des Coachings im HGuA an der Seite der Nutzerin blieb.
Gesundheits- und Arbeitscoaching
Unsere Nutzerin beschreibt zwei wesentliche Erkenntnisse während der Genesung. Da war zum einen die praktische Erfahrung, wie zielorientiert, unterstützend und wertschätzend der Kommunikationsprozess unter sich gegenseitig stützenden Expert*innen funktionierte. Wobei Bedürfnisse und Erwartungen der betroffenen Person grundsätzlich im Vordergrund standen. Wahrscheinlich ließ diese Erfahrung sie Mut und Vertrauen fassen, die Teilnahme an einer Fallkonferenz zu sich selbst als Chance wahrzunehmen. Sie wusste ja und war sich sicher (nicht als Objekt) als Person im Mittelpunkt zu stehen. – Und auch hier hat unsere Nutzerin großes Verständnis für andere, die nicht persönlich an einer Expert*innenrunde teilnehmen möchten. Aber über Chancen und Risiken sollten Interessierte sich im HGuA informieren lassen.
Ergebnis
Als zweite Erkenntnis nimmt unsere Nutzerin mit, wie ihre weitere Genesung sowie die Rückkehr ins Erwerbsleben auf mehreren Säulen aufbauen. Stabile Selbst-, Welt- und Arbeitsbilder sollen die Akzeptanz gegenüber sich selbst (inkl. Krankheit) sowie gegenüber ihrem gesellschaftlichen Anspruch als (emanzipierte) Frau und selbstverantwortliche Erwerbstätige tragen. Ihr ist bewusst geworden, wie ehrlich und manchmal schonungslos der Umgang mit eigenen Vorurteilen nachwirken kann. Den Prozess konnte sie jedoch mit wohlwollender, respektvoller Unterstützung durch sowohl Coachin als auch Peerberaterin erfolgreich starten lassen. So gehen ihre „100 Sympathiepunkte“ insbesondere an diese beiden Kolleginnen im HGuA.